Eine unendliche Melodie. Weiter und weiter spinnt die Klarinette ihre Fäden – so weit, dass man nicht genau sagen kann, wo das Thema zu Ende ist. Vielleicht eines der längsten und bewegendsten Adagio-Themen der sinfonischen Literatur. Tiefe Ruhe, lichte Schönheit: Das ist der Beginn des langsamen Satzes von Sergej Rachmaninows 2. Sinfonie – fast hätte man nicht mehr damit gerechnet, nach den leidenschaftlichen Turbulenzen ihres ersten und den grimmigen Wirbeln des zweiten Satzes. Aber Rachmaninow schreitet den ganzen Kreis menschlicher Emotionen aus in diesem in Deutschland selten gespielten sinfonischen Riesen. Beim Beethoven Orchester stand das Werk zuletzt 2008 unter seinem ukrainischen Generalmusikdirektor Roman Kofman auf dem Programm.
Musik als ein Kraftwerk der Emotionen: Diese Idee eint die Komponisten Sauli Zinovjev und Sergej Rachmaninow, die durch 115 Jahre Musikgeschichte voneinander getrennt sind. Rachmaninow bezeichnete die Musik als »Spiegel des Lebens«, Zinovjev ist davon überzeugt, dass ein ganzes Leben in einem Musikstück, ja, in einem einzigen Augenblick aufscheinen kann.
Während der Entstehung dieses Spielzeithefts schreibt Sauli Zinovjev für die Schlagzeugerin Vivi Vassileva (siehe auch Im Spiegel 1) und für uns ein Schlagzeugkonzert. Wir freuen uns auf seine Musik und auf das musikalische Kraftwerk Vivi Vassileva!