Jacques der Fatalist und sein Herr

nach dem Roman von Denis Diderot

Regie: Martin Laberenz

Premiere 28.02.
Termine & Karten

»Wie waren sie einander begegnet? – Durch Zufall, wie alle. – Wie hießen sie? – Was schert sie das? – Wo kamen sie her? – Vom nächstgelegenen Ort. – Wohin gingen sie? – Wer weiß schon, wohin er geht. – Was sagten sie? –  Der Herr sagte nichts und Jacques sagte, sein Hauptmann habe gesagt, alles Gute oder Schlechte, das uns hienieden widerfährt, stehe dort oben geschrieben.«

So beginnt Denis Diderot, der vielleicht heiterste der französischen Aufklärer, seinen Roman JACQUES DER FATALIST UND SEIN HERR. Er sprüht darin vor Erzähllust und schickt den Diener Jacques mit seinem Herrn auf eine neuntägige Reise quer durch das vorrevolutionäre Frankreich. Das Protagonistenpaar, das an Don Quijote und Sancho Pansa erinnert, erörtert auf geistreiche und unterhaltsame Weise unablässig philosophische Fragen. Besonders gern diskutieren beide bei jeder sich bietenden Gelegenheit über das Problem der Willensfreiheit – während sie reiten und rasten, in Wirtshäusern einkehren, bis tief in die Nacht Wein trinken, dort mit anderen reden, allerhand Geschichten erfahren und erleben. Paradoxerweise ist der weltgewandte, tatkräftige und vorwitzige Jacques Anhänger eines stoischen Fatalismus und betont bei allem, was passiert, dass es in dem großen himmlischen Buch des Schicksals längst festgestanden habe, während sich sein langweiliger und schläfriger Herr zur Freiheit des Willens bekennt, ohne im realen Leben von ihr Gebrauch zu machen. Diderot wählt dabei die offene Form des Dialogs, wobei die Gespräche der beiden immer wieder vom Erzähler unterbrochen werden, der sich mit Kommentaren, Reflexionen und eigenen Überlegungen zu Wort meldet. Statt Meinungen zu postulieren, wendet er sie im dialektischen Spiel hin und her, entfaltet sie in Wirkung und Gegenwirkung, so dass kein Gedanke gedacht werden kann, der nicht auch die Möglichkeit seines Gegenteils enthält. Das macht die Gespräche zwischen Jacques und seinem Herrn zu wahren Komödien des Geistes, die unterhalten, indem sie belehren, und umgekehrt. Diderot schenkte uns mit JACQUES DER FATALIST UND SEIN HERR die Summe seiner ironischen Beschäftigung mit Philosophie und Ästhetik. Der Roman ist überdies eine scharfsinnige Studie über das Problem von Herrn und Knecht, bedeutungsvoll für nachfolgende Denker wie z.B. Hegel oder Marx.

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