Die Waffen nieder!
nach dem Roman von Bertha von Suttner
Regie: Katrin Plötner
»Wie müsste die Welt erst aufatmen – dachte ich damals zum ersten Mal – wenn es allenthalben hieße: Die Waffen nieder! – auf immer nieder! Ich trug das Wort in die roten Hefte ein. Daneben aber schrieb ich verzagt, zwischen Klammern: Utopia.«
Die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner erzählt anhand der Geschichte der österreichischen Gräfin Martha Althaus, wie aus einer jungen zunächst patriotisch-kriegsbegeisterten Frau, die vom Heldenmut und den schicken Uniformen der Husaren schwärmt, eine überzeugte Pazifistin und Aktivistin wird: Vier Kriege und zahlreiche Schicksalsschläge prägen das Leben von Martha Althaus. Mit 19 bleibt ihr erster Ehemann auf dem Schlachtfeld und sie mit dem gemeinsamen Sohn zurück. Über den Verlust wird Martha bewusst, wie der Krieg auch ins Private eindringt und dieses erschüttert. Sie entwickelt einen anderen Blick auf Gesellschaft, bildet sich stetig fort und findet in ihrem zweiten Ehemann Friedrich Tilling jemand, der jenseits des gesellschaftlichen Konsenses ihre Überzeugungen teilt und unterstützt.
Bertha von Suttner beschreibt in dem autobiografisch gefärbten Roman rückblickend anhand von Tagebucheinträgen, Briefen, Dokumenten und Zeitungsartikeln das Spannungsfeld von Krieg und Frieden, die Legitimation von kriegerischen Handlungen und die feministische Emanzipation einer Frau im 19. Jahrhundert zwischen tradierten Zuschreibungen und Selbstverständnis. Sie veröffentlichte DIE WAFFEN NIEDER! 1898 im Alter von 46 Jahren und traf mit der Geschichte von Martha Althaus den Nerv einer Gesellschaft, die in heftigen Diskussionen um Militarismus und Krieg begriffen war. Der Roman machte Bertha von Suttner zu einer der prominentesten Vertreterinnen der Friedensbewegung. Im Dezember 1905 erhielt sie für ihr Engagement als erste Frau den Friedensnobelpreis und ihre Ideen lassen sich heute in einer »feministischen Außenpolitik« weiterdenken. Angesichts gegenwärtiger Debatten über die Remilitarisierung der Gesellschaft, Aufrüstung und Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie Kriegen in der ganzen Welt liest sich der Antikriegsroman erstaunlich aktuell, plädierte Bertha von Suttner doch schon Ende des 19. Jahrhunderts für ein vereintes Europa: »Aber sagt mir doch ihr Herren, warum schließen denn nicht die sämtlichen gesitteten Mächte Europas einen Bund? Das wäre doch das Einfachste.«
Die Regisseurin Katrin Plötner untersucht mit drei Schauspielerinnen die pazifistischen Ideen von Bertha von Suttner und betrachtet den Roman mit dem Blick der Gegenwart. Können wir uns Pazifismus überhaupt leisten? Wo fängt Pazifismus an und endet er, wenn es plötzlich um die eigene Sicherheit geht?