Die Odyssee

Eine Sprechoper für Schauspieler*innen und Musiker*innen

Eine Sprechoper für Schauspielerinnen und Schauspieler & Orchester

nach Homer

Übersetzung von Johann Heinrich Voß

Eine Kooperation zwischen dem Theater Bonn und dem Beethovenfest Bonn, mit dem Beethoven Orchester Bonn im Schauspielhaus Bad Godesberg

Musikalische Leitung: Dirk Kaftan | Regie: Simon Solberg | Komposition: Ketan Bhatti

Premiere 10.09.
Termine & Karten

DIE ODYSSEE ist vermutlich die bekannteste Heldengeschichte der Weltliteratur und beschreibt die zehn Jahre dauernde, abenteuerreiche Heimkehr des umtriebigen, listigen und wortgewandten Kriegshelden Odysseus.

Homer schrieb diese mündlich überlieferten Geschichten auf, zu einer Zeit, in der griechische Königshäuser losgezogen, um andere Länder zu erobern und Kolonien in der Fremde zu gründen. Und aus dieser westlich europäischen Sicht wurden die Abenteuer des listenreichen Helden »geframed«, so dass zum Beispiel die Indigenen anderer Länder im Originaltext als »Barbaren« und »Wilde« bezeichnet werden, von denen eine Bedrohung ausgeht, und Naturgewalten sowie eigene Fehler durch göttliches Schicksal verursacht wurden. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wurde, deren Helden am Ende natürlich obsiegen. Doch müssen wir sie zwangsläufig so rezipieren, geschweige denn reproduzieren? Wie sieht die Geschichte z.B. aus der Sicht der daheimgebliebenen Penelopé und ihres Sohnes Telemach aus? Sind all diese Heldentaten aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, nicht einfach imperialistische Eroberungsfeldzüge der Griechen, um neue Kolonien zu gründen? Ist die Rache an den Freiern, bei der Heimkehr des Odysseus nach Ithaka, nicht eigentlich der Amoklauf eines an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidenden Kriegsverbrechers, der seine Macht als Herrscher von Ithaka wieder gewaltvoll an sich reißen will? Öffnet ein kritischerer Blick auf diese vermeintliche Heldenreise nicht auch eine Reflexion über unser Menschen- und Gesellschaftsbild, unsere eigene Sozialisation, in der ein erschreckend großer Teil der Bevölkerung nach wie vor auf das Bild des heilsbringenden Helden, des Machers, des Genies anspringt, egal ob in der Wirtschaft, der Politik, dem Sport oder der Popkultur?

Um die unterschiedlichsten Blickwinkel auf die DIE ODYSSEE neu erfahrbar zu machen, wählt das Team um den Regisseur Simon Solberg und den Komponisten Ketan Bhatti die musikalisch theatrale Form der Sprechoper, eine Komposition für Schauspieler und Musiker. Sprache und Musik stehen sich diametral gegenüber und vereinen sich zu einem Zwiegespräch. Der analytische Logos trifft auf den lyrischen Mythos. Sprache und Musik reiben sich aneinander, beeinflussen und fordern sich heraus, um immer wieder miteinander zu verschmelzen. Das Ego kämpft mit der Seele. Der Verstand mit dem Herz. Der Kopf mit dem Bauch. Musikalisch und textlich zwischen den Blickwinkeln hin und hergerissen entpuppt sich DIE ODYSSEE, als eine Reise ins kollektive Ich, in unser Wir, bei der die Handelnden ihre eigenen Schatten erkennen, die Masken, die ihre Persona ausgemacht hat und beginnen diese zu hinterfragen.

DIE ODYSSEE ist somit eine sinnlich erfahrbare Geschichte über die Suche nach Anerkennung, die Macht der Scham, das Streben nach Sicherheit und einem sinnerfüllten Leben.

Der Komponist Ketan Bhatti wird über das Fellowship-Programm des Beethovenfestes finanziert, gefördert durch das Land Nordrhein-Westfahlen und die Stadt Bonn

Ketan Bhatti bewegt sich als Komponist im Grenzbereich zwischen Neuer-, Elektronischer- und Populärer Musik. Ketan Bhatti studierte Jazz Drums an der Universität der Künste Berlin, wo er später als Komponist auch Stipendiat der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften war. Seine Arbeiten reichen von zeitgenössischer Kammermusik, über experimentelles Musik- und Tanztheater, Bühnen- und Filmmusik bis hin zu Hip-Hop basierten Produktionen, wobei unter anderem verschiedene kulturelle Strömungen sowie die Interaktion akustischer und elektronischer Klanggestaltung eine wesentliche Rolle spielen. Zusammen mit seinem Bruder Vivian Bhatti verantwortete er die Bühnenmusiken in Inszenierungen von Nuran David Calis an vielen größeren deutschsprachigen Theaterhäusern (u.a. Deutsches Theater Berlin, Schauspiel Köln, Staatstheater Dresden), sowie der international tourenden Break Dance Shows der Berliner Urban Dance Company Flying Steps. Die Werke der Bhatti-Brüder werden von verschiedenen Ensembles, wie dem berliner/isländischem Ensemble Adapter, dem Berlin Ensemble oder dem Kammerorchester Diwan der Kontinente unter anderem auf Festivals wie dem Wien Modern Festival oder dem Jazzfest Berlin aufgeführt. Zuletzt wurde ihre zweite Oper Das schwarze Wasser nach dem gleichnamigen Theaterstück von Roland Schimmelpfennig an der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt.

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