Biedermann und die Brandstifter

ein Lehrstück ohne Lehre

Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch

Regie: Nuran David Calis

Premiere 24.10.
Termine & Karten

Gottlieb Biedermann, erfolgreicher Fabrikant und Urtyp des wohlsituierten und selbstgefälligen Bürgers, ist beunruhigt über die Brandstiftungen, von denen die Zeitungen berichten. Trotzdem lässt er, entgegen der Bedenken seiner Frau, zwei Unbekannte in sein Haus. Ein bisschen Vertrauen hat schließlich noch keinem geschadet! Eines Morgens muss er jedoch feststellen, dass seine Gäste Benzinfässer, Zündschnüre und alle möglichen Brandutensilien auf seinem Dachboden horten. Die mehr als offensichtlichen Warnzeichen, dass die beiden Brandstifter sind, versucht Biedermann zu verdrängen und lädt sie stattdessen noch zum Essen ein, in der Hoffnung, dass wenn er sich mit ihnen anfreunde, er vor ihren Machenschaften sicher wäre.

Warum Biedermann die Bedrohungslage weder am Anfang noch im weiteren Verlauf des Stückes erkennt, genauer: zu erkennen bereit ist – warum er sich selbst belügt und zur Toleranz zwingt – das sind die Kernfragen von Frischs »Lehrstück ohne Lehr«. Doch gerade weil die Gefahr faktisch so unübersehbar und das Ende absehbar ist, kann sich diese irrwitzige Parabel so virtuos und tragikomisch entfalten: bis hin zum bitteren Ende, wenn der Hausherr, bloß um den Vorwurf des Misstrauens zu unterlaufen, den Brandstiftern auch noch die Streichhölzer überlässt, mit denen sie sowohl sein Haus als auch alle Häuser in der Nachbarschaft anzünden.

Biedermann und die Brandstifter verdeutlicht die Gefahren des Wegschauens und der Ignoranz gegenüber extremen Ideologien und Bedrohungen. Frisch schrieb diese Komödie in den 1950er Jahren mit dem 2. Weltkrieg in Erinnerung und der Wiederaufrüstung in der BRD vor Augen. Es erinnert daran, dass es wichtig ist, aktiv zu handeln und Verantwortung zu übernehmen, anstatt passiv darauf zu hoffen, dass in Krisensituationen alles von allein wieder gut wird. Es ist ein Aufruf, kritisch zu denken und die Zeichen der Zeit zu erkennen, bevor es zu spät ist.

Max Frisch, geboren am 15. Mai 1911 in Zürich, arbeitete zunächst als Journalist, später als Architekt, bis ihm mit seinem Roman Stiller (1954) der Durchbruch als Schriftsteller gelang. Es folgten die Romane Homo Faber (1957) und Mein Name sei Gantenbein (1964) sowie Erzählungen, Tagebücher, Theaterstücke, Hörspiele und Essays. Frisch starb am 4. April 1991 in Zürich.

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