23. Juni 2024

Alle Menschen

Im Spiegel 4 | Beethoven Orchester Bonn

Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 von Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Im Gespräch: Matthias Brandt

Sebastian Kohlhepp (Tenor) | Christina Landshamer (Sopran) | Charlotte Quadt (Alt) | Tobias Schabel (Bariton)
Dirigent: Dirk Kaftan
WDR Rundfunkchor | Einstudierung: Nicolas Fink
Opernchor des Theater Bonn | Einstudierung: Marco Medved
Beethoven Orchester Bonn


200 Jahre B9: Was ist das für ein Werk, das nicht nur die Musikgeschichte verändert hat? Über das schon alles gesagt ist, wie man glauben könnte? Und genau hier liegt ein Fehler: Denn Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-Moll hat in jeder Zeit ein neues Gesicht, hält jeder Gesellschaft einen neuen Spiegel vor.

Beethoven war selber der Meinung, dass das Wort der sinfonischen Musik eine neue Ebene hinzufügt – eine sinnstiftende Ebene, müsste man hinzufügen. Sonst hätte er nicht, nachdem er drei Sätze lang musikalisch Welten konstruiert, zertrümmert und Luftschlösser gebaut hat, im vierten Satz der Neunten Text einbezogen:

»Alle Menschen werden Brüder!« Das klingt schon fast wie das Grundgesetz einer neuen Weltordnung. Wunschtraum, Utopie? Immerhin fanden einige in der Politik tätige Menschen das Beethovensche Finale so stark, dass sie sein Hauptthema als Hymne für Europa wählten. Wohlgemerkt: Nur das Thema an sich, ohne Text. Dennoch scheinen die Inhalte des Stückes so stark zu sein, dass sie sich auch ohne Text transportieren – oder?

Es lohnt sich also doch noch, über Text und Nicht-Text, über Musik und Inhalt von Beethovens »Neunter« ein paar Worte zu verlieren. Wir bringen in unserem Konzert Im Spiegel zwei Jubiläen zusammen: Neben der größten aller Sinfonien hat auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Mai 2024 Geburtstag gefeiert. Und 75 Jahre ist schließlich auch ein Alter! Wir fragen uns, wie Beethovens Ideen und die der Gründerväter und –Mütter der Bundesrepublik gealtert sind. Wie sie heute dastehen. Und was sie miteinander zu tun haben…

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