Don Karlos: Family Affairs
Uraufführung
von Felix Krakau nach Friedrich Schiller
Regie: Felix Krakau
DON KARLOS, eins von Schillers berühmtesten Werken, ist Polit-Thriller und Familiendrama, Kammerspiel und Welttheater, changiert zwischen Soap und Suspense, ist House of Cards im Versmaß. Es rumort an den Außengrenzen des spanischen Königreichs und auch im Inneren spannen die Konflikte: Don Karlos, der Thronfolger, liebt Elisabeth, doch die ist inzwischen mit seinem Vater, König Philipp, verheiratet. Prinzessin Eboli liebt Karlos, wird aber nicht zurückgeliebt, und schwört Rache. Als dann auch noch Karlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, auftaucht und seine berühmt gewordene Gedankenfreiheit einfordert, ist der Hof endgültig in Aufruhr. Es stehen sich vermeintlich unvereinbar die Generationen und politischen Systeme gegenüber, Sohn gegen Vater, Religion gegen Vernunft, Alt gegen Neu; schauen sich ratlos an und versuchen, eine Sprache zu finden für das Gemeinsame und für Gräben, die nicht zu überwinden sind. So wird intrigiert, debattiert und korrumpiert und um die Liebe geht es natürlich auch, wie sollte es anders sein?!
Inmitten all des Wirrwarrs fragt sich Don Karlos, dreiundzwanzig Jahre alt und noch nichts für die Unsterblichkeit getan, wie es weitergehen kann mit dem Königreich und der ganzen verdammten Welt. Der Regisseur und Dramatiker Felix Krakau hat sich einen Namen mit Fort - und Überschreibungen von Klassikern gemacht. Ohne das Original aus dem Blick zu lassen, überträgt er die Gedanken von Schiller in die Gegenwart und versucht gemeinsam Karlos und Posa eine Ahnung davon zu bekommen, wie die Gesellschaft aussehen könnte, die kommen wird. Wer scheitert hier an welchen Idealen und brauchen wir einen gesellschaftlichen Umsturz? Was bedeutet die beschworene »aufklärerische Gedankenfreiheit« heute noch? Angesichts der Entwicklungen und politischen Zuspitzungen in den USA und der starken Präsenz von Rechtsradikalen im deutschen Bundestag auf der einen und der gesellschaftlichen Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit auf der anderen Seite lohnt es sich mit aufklärerischen Thesen die Bühne zu stürmen.