Ein universelles Thema modern erzählt

HOCHZEIT (SVADBA)

Der Musikalische Leiter Igor Horvat im Gespräch

Welche Stilmittel verwendet die Komponistin, um aus dem traditionellen Stoff eine moderne Oper zu schaffen?

Die Musik von SVADBA ist stark von traditioneller Musik aus dem Balkan inspiriert. Dort ist es üblich, a cappella zu singen – entsprechend wird das Stück ausschließlich von sechs Frauen ohne instrumentale Begleitung vorgetragen. Auch Dissonanzen, die in der Volksmusik bereits vorhanden sind, werden hier weiterentwickelt. Die Texte und Melodien stammen aus Volksliedern, wurden jedoch in einer modernen Kompositionstechnik neu arrangiert. Die Partitur enthält Elemente, die in der traditionellen Musik undenkbar wären, etwa Geräuscheffekte, Beatboxing oder das Spielen einer Okarina.

Wie ist die Handlung der Oper afgebaut?

Der Text hat keinen klaren inhaltlichen Faden. Die Oper stellt symbolisch ein Treffen von sechs Freundinnen dar – wer sie sind, bleibt offen. Es gibt keine durchgehende Handlung. Am Anfang der Partitur schreibt die Komponistin: »Der Text darf nicht buchstäblich interpretiert werden.« Es ist einfach ein Abend vor der Hochzeit einer Frau. Die wenigen thematischen Hinweise am Anfang jedes Kapitels (wie »Haarefärben« oder »Streit«) deuten eher auf Episoden eines alltäglichen Treffens hin, mit denen sich alle identifizieren können. Eine festgelegte Inszenierung gibt es nicht, Interpretation ist Aufgabe von Regie und Publikum.

Wie geht die Komponistin mit der Sprache um?

Die Komponistin beherrscht die serbische Sprache perfekt, spielt aber mit ihr, indem sie bewusst falsche Betonungen einbaut. Wie Verdi in seinen Opern rhythmisiert sie den Text: Die Sprache wird selbst zum musikalischen Element. Wörter werden zerlegt, um rhythmisch hervorgehoben zu werden – sie dienen dem Klang ebenso wie der Bedeutung.

Ist das Stück trotz seiner Modernität für alle zugänglich?

Ja, absolut! Es greift ein alltägliches, universelles Thema auf. Die Inszenierung ist direkt und verständlich – man braucht keine Vorkenntnisse. Auch wenn das Werk technisch anspruchsvoll ist, bleibt es für das Publikum klar, emotional und unterhaltsam.

Das Interview führte Zoe Becker

Zur Produktion