Peer Gynt

von Henrik Ibsen

100 Minuten keine Pause

Die Zwiebel als Allegorie für ein Leben. Peer Gynt steht im Angesicht des Todes da und schält sie, Schicht für Schicht. Was macht ihn aus, im Kern? Als Kind wächst er nach dem Tod des Vaters in ärmlichen Verhältnissen auf. Im Dorf ist er ein Außenseiter. Voller Sehnsucht nach Anerkennung erfindet er Lügengeschichten. Die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwimmt. Eine unbestimmte Suche treibt ihn an. Rastlos durcheilt er Länder und Wüsten, macht Karriere mit fragwürdigen Geschäften, verliert alles, wendet sich mal dem Spirituellen zu, mal der Wissenschaft, er findet sich in der psychiatrischen Anstalt wieder, er reist übers Meer und ertrinkt fast. In Ägypten stellt ihm die Sphinx die entscheidende Frage: Wer bist du, Peer? Als alter Mann kehrt er in seine inzwischen zerstörte Heimat zurück. Verlorenheit und eine große Leere erfüllen ihn. Ist er die Summe all seiner Erlebnisse? Oder sind da wie bei der Zwiebel nichts als Schalen? Peers Jugendliebe Solveig hat all die Jahre auf ihn gewartet. Liegt in ihrer Liebe die Antwort auf seine Frage?

Ibsens dramatisches Gedicht ist vor rund 150 Jahren entstanden. Doch sein Protagonist erscheint wie ein typischer Charakter der Gegenwart. Getrieben vom Wunsch nach Identität in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt empfindet manch einer den Verlust des Selbst. Das zum geflügelten Wort gewordene »Wer bin ich – und wenn ja wie viele?« prägt Peer wie auch Menschen unserer Zeit, deren Freiheiten und Forderungen gleichermaßen Flexibilität, Anpassungsbereitschaft und Selbstoptimierung heißen. 

Simon Solberg ist seit der Spielzeit 18/19 Hausregisseur am Theater Bonn. In dieser Zeit inszenierte der gebürtige Bonner u. a. die Publikumserfolge CANDIDE, LINIE 16, UNSERE WELT NEU DENKEN und zuletzt THE BROKEN CIRCLE. Hausregisseur war er zuvor bereits am Nationaltheater Mannheim und am Theater Basel. Weitere Arbeiten verwirklichte er u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater Berlin, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Münchner Volkstheater.

Show more