17. March 2023

Eisige Zeiten

Freitagskonzert 6 | Beethoven Orchester Bonn

Zoltán Kodály (1882-1967) | Mieczysław Weinberg (1919-1996) | Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975)
Tänze aus Galanta | Konzert für Trompete und Orchester B-Dur op. 94 | Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 

Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Selina Ott (Trompete) | Beethoven Orchester Bonn

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Die Wege der KomponistInnen, die sich mit den osteuropäischen Regimen auseinandersetzen mussten, sind vielfältig. Am besten bekannt sind vermutlich die Leiden von Dmitrij Schostakowitsch, der jahrelang mit einem gepackten Koffer unter dem Bett schlief, da er vermuten musste, vom Geheimdienst abgeholt zu werden und dessen Leben erst in ruhigere Bahnen geriet, als er sich öffentlich mehr oder weniger zum System bekannte. Sein Leben wie seine Musik sind auch danach noch „mit gepacktem Koffer“, mit doppeltem Boden. Man kann beides auf die eine oder andere Weise lesen. So zum Beispiel seine gewaltige Sinfonie Nr. 10, die in Stalins (und übrigens auch Sergej Prokofieffs) Todesjahr entstand und uraufgeführt wurde. Mieczysław Weinberg stand lange in Schostakowitschs Schatten, und erst in den letzten Jahren begann seine fantastische, farbige und bewegende Musik, die Aufmerksamkeit zu erlangen, die sie verdient. Weinberg und Schostakowitsch: Gute Freunde, die Musik austauschten, um sie zu korrigieren, zu bewerten, sich gegenseitig zu unterstützen – wie klingen sie nebeneinander im Konzert? Und vorab: Die feurigen Tänze aus Galanta von Zoltán Kodály, die Vaterfigur der ungarischen Musikpädagogik, geachtet und verehrt bis heute. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Béla Bartók blieb er in Ungarn, durch alle Wirrnisse hindurch, und baute das Musikleben in seinem Heimatland über Jahrzehnte hinweg maßgeblich mit auf. Diese Stetigkeit hinderte ihn jedoch nicht am glutvollen, fantasiereichen Komponieren, immer verwurzelt in den musikalischen Traditionen seiner Heimat.

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