Franz Schrekers DER SINGENDER TEUFEL auf der Opernbühne

Eine Parabel vom Kampf zwischen Hass und Barmherzigkeit

Probenfoto DER SINGENDE TEUFEL

Der Plot

Deutschland im frühen Mittelalter – das erstarkte Christentum befindet sich im Widerstreit mit den Heiden. Und eine riesenhafte Orgel soll als Schlichter dienen? Der junge Orgelbauer Amandus Herz vollendet, angetrieben von Pater Kaleidos, das Werk seines Vaters – den Bau einer riesigen Orgel. Gewarnt durch die Heidin Lilian will Amandus durch den Einsatz der Orgel einen bevorstehenden Angriff der Heiden auf das Kloster verhindern. Tatsächlich legen die Angreifer beim Ertönen der Orgelmusik ihre Waffen nieder und fallen auf die Knie. Doch statt eine Versöhnung anzustreben, nutzt Pater Kaleidos die Wehrlosigkeit der Heiden aus und lässt sie töten. Amandus verzweifelt, Lilian steckt das Kloster in Brand – und aus den brennenden Mauern erklingen zum letzten Mal die Pfeifen des »singenden Teufels«. – Soweit der Plot von Franz Schrekers Oper DER SINGENDE TEUFEL.

Gemälde von Panos Aravantinos der Bühne zur Uraufführung. Bildrechte für die Reproduktion des Gemäldes liegen bei Tilemahos Efthimiadis.

Der Ursprung

Schon sehr früh kommt Franz August Julius Schreker mit dem Instrument Orgel in Berührung: 1878 als zweitältester Sohn des jüdischen Hofphotographen Ignaz Schreker in Monaco geboren, übersiedelt Franz Schreker nach dem Tod des Vaters im Jahr 1888 mit der Familie nach Wien. Um die wirtschaftliche Not zu mindern, trägt der junge Franz nicht nur mit Nachhilfeunterricht und als Geigenspieler zum Unterhalt bei. Vielmehr übernimmt Schreker ab 1892 eine Anstellung als Organist in der Döblinger Gemeindekirche St. Paul, nachdem er bereits 1889 – durch ein Stipendium gefördert – Unterricht in Klavier, Orgel und Musiktheorie bei Josef Böhm, einer anerkannten Autorität auf historischen Orgeln, erhält.

Die Uraufführung

Ursprünglich unter dem Titel DIE ORGEL ODER LILIANS VERKLÄRUNG bereits 1924  konzipiert, setzt Franz Schreker zunächst die gleichnamige Heidin in den Mittelpunkt der Handlung.
Erst in Folge mehrerer Umarbeitungen schließt Schreker 1928 seine Arbeit ab – im Zentrum des Geschehens steht nun eine monströse Orgel – DER SINGENDE TEUFEL. Die Reaktionen auf die Uraufführung am 10. Dezember 1928 unter der Leitung von Erich Kleiber an der Staatsoper Berlin sind äußerst gemischt: Während das Publikum größtenteils begeistert ist, fällt die Aufführung bei den Kritikern nahezu durch. Zwar wird dem Komponisten durchaus »technische Meisterschaft«. attestiert, das Gesamtbild aber scheint nicht (mehr) stimmig.

 

Zu streng, zu herb, zu lang

Probenfoto DER SINGENDE TEUFEL

Zu streng, zu herb und durchaus auch zu lang, das sind u. a. die Argumente, die einen triumphalen Erfolg, wie z.B. den der Uraufführung von Schrekers DER FERNE KLANG im Jahre 1912, verhindern. Vom Verlag, der Universal Edition, eingeforderte Kürzungen sind die Konsequenz, die wenigen Folgeaufführungen – 1929 in »Wiesbaden und 1930 in Stettin – bringen nicht die erhoffte positive Resonanz. Erst 1989 steht DER SINGENDE TEUFEL an den Städtischen Bühnen Bielefeld unter der Leitung von Rainer Koch in der Inszenierung von John Dew erstmals wieder auf dem Spielplan eines deutschen Opernhauses.

 

25 Jahre später...

Und jetzt, fast 25 Jahre später, ist die ungestrichene, heißt ungekürzte, Wiederaufführung
des SINGENDEN TEUFEL am Opernhaus Bonn zu erleben. Unter der musikalischen Leitung von Dirk Kaftan und in der Inszenierung von Julia Burbach feiert Franz Schrekers – zu Unrecht vergessenes – Werk am 21. Mai Premiere.

Text: Barbara Dallheimer

Probenfoto DER SINGENDE TEUFEL