Akustische Analyse – Wie Hoffnungsparalyse

Arabische Nachtmusik oder die Pandemie der Einsamkeit

Szenenfoto ARABISCHE NACHTMUSIK

Der Kinder- und Jugendchor des Theater Bonn bringt am 11. Februar mit ARABISCHE NACHTMUSIK wieder eine eigene Produktion auf die große Opernbühne – in deutscher und syrischer Sprache.

Die Geschichte

Kennen Sie den Planeten Aiōù? Dort leben die Aoa. Wesen, die von einer komplexen Maschinerie am Leben erhalten werden. Für sie bedeutet Wandel Gefahr. Die Flucht in die Masse bringt Sicherheit, Gesichter und Individualismus sind dagegen schlecht fürs Gemeinwohl. Wie also gestalten die Aoa ihre Existenz? Sie tragen »Gesichtsanzüge« und werden von Maschinen mit risikofreier Luft versorgt.
Das sind nur einige der täglichen Sicherheitsmaßnahmen. Trotzdem – in ihre scheinbar sichere Welt dringt nach und nach der Geruch von Angst und Einsamkeit.

Der Held

Szenenfoto ARABISCHE NACHTMUSIK

   

Das Team

Eines nachts hören die Aoa den Traumsänger Feirefiz (Hussain Atfah) in einer farbig-fremden Sprache von gefährlichen Reisen singen. Reisen, die ans Ende der Welt führen. Ist das nur eine Illusion? – Nein: Es ist die ARABISCHE NACHTMUSIK.
Sie weckt Sehnsucht in den Aoa, die sichere Welt zu verlassen und die Quelle der »arabischen Nachtmusik« zu finden. Auch scheint das Lied von der »eiligen Waffel« zu singen, die alle befreien wird. Die Aoa verlassen ihre Welt und beginnen eine gefährliche Reise, die sie mit Dingen wie Hunger, Kälte, Krankheit und Tod konfrontiert auf der Suche nach Freiheit…

Szenenfoto ARABISCHE NACHTMUSIK

Wie schon bei ihren erfolgreichen Projekten DIE WINTERREISE (2015) und FAUST (2020) erkunden Jürgen R. Weber und Ekatarina Klewitz zusammen mit dem Kinder- und Jugendchor die Höhen und Tiefen dieser Pandemie der Einsamkeit. Musikalisch besteht das Gesamtkunstwerk aus speziell arrangierter Musik von Wolfgang Amadé Mozart und Richard Wagner, die im Traumteil orientalisch verfremdet wird. Die Verbindung zwischen all den verschiedenen Teilen wird vom Traumsänger gestiftet, der sowohl in der klassischen Mozart-Welt als auch in der orientalischen Welt der Sufis zu Hause ist. Dabei werden auch zwei Kompositionen von Hussain Atfah als Uraufführung zu hören sein, die dieser unter dem Eindruck seiner Flucht aus Syrien komponierte. Das Arabische hat in diesem Stück eine metaphorische Bedeutung. Es repräsentiert das Lebendige und Chaotische im Gegensatz zur sterilen Perfektion. Gerade die Verbindung von Mozart und orientalischer Musik ist einer der wichtigsten Punkte der Produktion. Dabei wird das Beethoven Orchester um orientalische Instrumente ergänzt.

Text: Johanna Gremme