Die Lustige Witwe

Die pontevedrinische Staatskrise aus pontevedrinischer Sicht

Szenenfoto DIE LUSTIGE WITWE

Es ist ein Elend: Unser schönes Pontevedro steht vor dem Staatsbankrott! Wie sollen die Gesandtschaften im Ausland denn noch würdig betrieben werden können, wenn Château Lafite Rothschild und Kapaune, Kaviar und Champagner nicht mehr im Überfluss gereicht werden können? Woher kann uns Erlösung kommen?

Zu den schönsten pontevedrinischen Lebensleistungen der letzten Jahre gehört ja die Heirat unserer geliebten Landestochter Hanna mit dem sehr alten und sehr reichen und sehr hinfälligen Bankier Glawari, der leider, Gottes Name sei gepriesen, noch vor dem Erreichen der Hochzeitsnacht auf den Weg allen Fleisches gerufen wurde. Mühelos wurde seine trauernde junge Witwe, unsere geliebte Landestochter Hanna Glawari, zu einer trauernden jungen und sehr sehr reichen Witwe.
Nun hat unser schönes Pontevedro also nur noch entweder an die bestimmt gewaltigen vaterländischen Regungen der trauernden, jungen und sehr sehr reichen Witwe zu appellieren – oder einen Mann zu finden, der sich ihrer liebend annimmt. Einen Mann mit großer Liebe zum Vaterland freilich!

Szenenfoto DIE LUSTIGE WITWE
Szenenfoto DIE LUSTIGE WITWE

Von unserem (ledigen) Gesandtschaftssekretär, dem schneidigen Reserveleutnant Graf Danilo Danilowitsch heißt es, er sei mit der schönen Hanna vorzeiten – also: vor Ehezeiten – recht  romantisch verbunden gewesen. Vielleicht … wenn man dort … Aber es heißt auch, er sei noch immer verdrossen wegen dieser Glawari-Lappalie!

Aber angesichts des Elends unseres schönen Pontevedro sollte er ja wohl in der Lage sein, über diesen unbedeutenden kleinen privaten Schatten zu springen. 20 Millionen würden schon sehr sehr viel weiterhelfen, nicht zuletzt auch in der Gesandtschaft in Paris. Dann wird der Graf Danilo auch es nicht mehr nötig haben, ständig ins Maxim zu gehen und die dortigen Damen beim Kosenamen zu rufen! Sondern kann ganz versonnen mit seiner Hanna unser liebes, altes  pontevedrinisches Vilja-Lied summen!

Text von Andreas K. W. Meyer

Zur Produktion DIE LUSTIGE WITWE | Premiere am 23. April im Opernhaus