Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Kurt Weill (1900 – 1950)

Oper in drei Akten
Libretto von Bertolt Brecht

170 Minuten eine Pause

Auf der Flucht vor dem Gesetz lassen sich drei Kriminelle im Niemandsland nieder und gründen eine Stadt: Mahagonny. Hier gibt es gegen Geld alles, was Mann sich nur wünschen kann. Durch das Versprechen eines Lebens in Saus und Braus angelockt, reisen immer mehr Männer nach Mahagonny, so auch der Holzfäller Jim Mahoney aus Alaska. Doch trotz aller Freuden will sich bei Jim keine rechte Zufriedenheit einstellen – „Aber etwas fehlt.“ Allem voran jedoch gibt es eine Sache, die Jim fehlt, und das ist genügend Geld, um seine Rechnungen zu bezahlen. „Wegen Mangel an Geld, / Was das größte Verbrechen ist, / Das auf dem Erdenrund vorkommt“ wird das Leben im Paradies Mahagonny für Jim schnell zum Alptraum. Und auch die allgemeine Dynamik verändert sich. Als ein Hurrikan die Stadt beinahe vernichtet und die Bewohner mit ihrer eigenen Endlichkeit konfrontiert werden, wird aus dem Urlaubsparadies ein Ort des entfesselten Konsums. Und die Zerstörung, der die Stadt durch den Hurrikan nur knapp entkommen war, vollzieht sich im Inneren. Doch ein anderes Leben scheint fern, das Gesellschaftsmodell alternativlos.

Regisseur Volker Lösch sieht in der Flutkatastrophe von 2021 ein „aktuelles und lokales Beispiel für das destruktive Potential des Systems ‚Mahagonny‘“. Für die Produktion am Theater Bonn sprach er mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Ahrtal, deren Geschichten zum Teil auf der Bühne zu hören und zu sehen sein werden.

 

Zur Geschichte des Werkes:

Der Dirigent Gustav Brecher, von 1914 bis 1933 Generalmusikdirektor der Oper in Leipzig, war ein Mann der mutigen Entscheidungen. Noch im März 1933 wagte er sich daran, Kurt Weills DER SILBERSEE zu präsentieren – eine Vorstellung, die er wegen der fortgesetzten Störungen durch Nazis im Zuschauerraum nicht bis zum Schluss dirigieren konnte. Schon am 9. März 1930 hatten sich ähnliche Szenen abgespielt, als Brecher mit AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY eine der erfolgreichsten Arbeiten von Kurt Weill mit seinem Textautor Bertolt Brecht aus der Taufe gehoben hatte. Im Saal platzierte Nazi-Horden brachten die Stimmung so sehr gegen das Werk auf, dass die Vorstellung beinahe hätte abgebrochen werden müssen. Weill, Brecht und Brecher verließen Deutschland 1933 unabhängig voneinander als Verfemte. Der Komponist fand über den Umweg Frankreich in die USA zu einer veränderten Klangsprache und konnte am Broadway teilweise an seine früheren Erfolge anknüpfen. Als er 1950 in New York starb, war er keineswegs in Deutschland vergessen und gelangte mit seinen Werken DIE DREIGROSCHENOPER und AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY zurück ins Repertoire der Theater jenes Landes, dem er sich selbst seit seiner erzwungenen Flucht, spätestens aber seit Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1943, nicht mehr verbunden fühlte.

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