Hotel Godesberg
Dramaturgin Male Günther im Interview mit Regisseur RAINALD GREBE & Musiker JENS-KARSTEN STOLL

Mit der Premiere am 10. Februar spielt Bad Godesberg selbst im Schauspielhaus
die Hauptrolle. In der Regie von Rainald Grebe entsteht gemeinsam mit Schauspielerinnen und Schauspielern des Ensembles und Statistinnen und Statisten aus Bad Godesberg ein Stück über ein Weltdorf inmitten der Rheinromantik, das einiges zu erzählen hat. Vorab drei Fragen an Regisseur Rainald Grebe und Musiker Jens-Karsten Stoll.
3 Fragen...
Lieber Rainald, lieber Jens, ihr hattet dieses Projekt schon vor Corona geplant.
Nun wird es endlich Wirklichkeit. Wie kommt es zu dem Titel HOTEL GODESBERG?
Rainald: Auf der Bühne sieht man in einen Hotelinnenraum. Der Abend ist aber keine Nacherzählung eines bestimmten Hotels. Es ist eine Hotelgeschichte, die Anleihen nimmt beim Hotel Dreesen und seiner Geschichte, aber weit darüber hinausgeht und auch nicht alles so ganz ernst nimmt. Aber der Ort ist sehr schön fürs Theater. Das Hotel bündelt diese Stadt in den Leuten, die abfahren und ankommen. Das Thema ist eigentlich Bad Godesberg, zeitlich gesehen eher heute und gestern, und dieses Vorgestern, das sich auch in der Geschichte des Hotel Dreesen spiegelt, diese hunhundert Jahre, das kommt in Facetten vor. Es geht darum, die Stimmung, die wir hier in der Stadt erfahren, auf die Bühne zu bringen.
Ihr lebt beide in Berlin. Wie nehmt ihr die Atmosphäre Bad Godesbergs wahr, und wie fließen eure Eindrücke in das Stück ein?
Jens: Wenn man im Café am Theaterplatz sitzt, kann man schon etwas irritiert sein. Da gibt es diese seltsam ungemütliche Architektur, das Einkaufszentrum, arabische Familien… und auf der anderen Seite der Bahngleise das Villenviertel. Das sind krasse Gegensätze auf kleinster Fläche, irgendwie einzigartig. Andererseits wahrscheinlich kein Einzelfall, sondern das Schicksal und Erscheinungsbild zahlreicher Innenstädte.
Rainald: Bad Godesberg ist schon sehr speziell. Ich komme ja auch von hier, aus Frechen, einer Kleinstadt in der Nähe, und da ist dieses Gästehaus der Bundesrepublik schon besonders. All die Botschaften. Man ahnt noch überall den sehr edlen Glanz, das ist unvergleichbar. Und dass diese Hochzeit dann irgendwann abstürzt oder herniedergeht – oder sich normalisiert, wenn man das mal so sagen darf, darin liegt das Besondere dieser Stadt.
Auf der Bühne werden vier Live-Musikerinnen und -Musiker den Abend als eine Art hoteleigene Band mitgestalten. Was ist die musikalische Idee zu dem Stück?
Jens: Wir haben uns mit Rheinliedern und Bonner Liedgut beschäftigt, uns aber von der traditionellen Kaffeehausmusik entfernt, indem wir die alten Texte neu vertonen und mit anderem Instrumentarium arbeiten. Wir haben Musikerinnen und Musiker aus ganz unterschiedlichen Ländern auf der Bühne, die inzwischen alle in Godesberg leben, und geben gemeinsam den alten Liedern ein neues, internationales Gewand.
Rainald: Es werden auch weitere Menschen aus der Stadt mit auf der Bühne stehen
und ihre Erinnerungen und Erlebnisse an Bad Godesberg teilen. Bisher haben wir viel mit älteren Menschen gesprochen. Darunter finden sich eher die Besitzstandwahrer und die, die das Vergangene vermissen. Das ist aber nur Teilbild. Wir sind auch auf die Wahrnehmung der Jugendlichen von heute gespannt.
Hier geht's zum HOTEL GODESBERG – Uraufführung am 10. Februar im Schauspielhaus