Der moderne Prometheus
Er gilt als der erfolgreichste Schauerroman der Weltliteratur und darf sicher auch als einer der ersten Science-Fiction-Stories angesehen werden:
Mary Shelleys Frankenstein
Erzählt wird die Geschichte des Wissenschaftlers Victor Frankenstein, der während seines Studiums die Formel allen Lebens entdeckt. Aus Leichenteilen näht er ein künstliches Wesen zusammen, dem er mittels Elektrizität Leben einhaucht. Leider ist sein Geschöpf ein übergroßes, unansehnliches Monster – und aus Schreck über dessen Hässlichkeit überlässt Frankenstein es sich selbst. Zur Einsamkeit verdammt wandelt sich des Monsters ursprüngliche Gutmütigkeit in tiefe Verzweiflung, die schlussendlich in mörderischen Taten gipfelt …


Als »Frankensteins Monster« avanciert das namenlose Geschöpf zu einer Ikone der Populärkultur und gehört zu den bekanntesten Ungetümen der Filmgeschichte – nicht zuletzt die weltberühmte Schwarz-Weiß-Verfilmung mit Boris Karloff in der Rolle der furchterregenden Kreatur hat Kultstatus.
Mit ihrem 1818 erschienenen Roman aber entwirft die damals erst 19jährige Mary Shelley nicht nur eine vielgenutzte Vorlage für Horrorvisionen eines im Labor geschaffenen Menschen. Vielmehr durchbricht sie das gängige Gut-Böse-Muster, indem sie das Monster als ursprünglich unschuldig und den Wissenschaftler als wahren Urheber der Verbrechen zeichnet. Der Untertitel DER MODERNE PROMETHEUS blickt nicht nur zurück auf die griechische Mythologie – Prometheus stiehlt die Flamme der Sonne, bringt den Menschen das Feuer und wird für seinen Übermut hart bestraft. In Hinblick auf Gentechnik und Klonversuche weist FRANKENSTEIN – DER MODERNE PROMETHEUS visionär auf den Fortschrittsglauben und dessen mögliche fatale Folgen…
Text von Barbara Dallheimer.